Big Wave Surfing 1x1 - Was musst du tun, welches Brett brauchst du und wo findest du sie?

Da draußen gibt es Monster. Sie treiben in Richtung Land und greifen unsere Ufer mit der vollen Kraft des Ozeans an. Und es gibt ein paar Helden, die mutig genug sind, sie zu suchen, herauszufordern und zu zähmen. Aber die meisten von uns schauen nur vom Strand oder einem Computerbildschirm aus zu - dann aber mit den Worten, "Willst du mich verarschen!"?

Das ist Big-Wave-Surfen. Es ist eine Surf-Disziplin, die die meisten nicht verstehen können oder jemals ausprobieren werden, deshalb haben wir hier alles für dich aufgeschrieben.

Was ist Big Wave Surfing?

Um als Big-Wave-Surfen zu gelten, muss ein Surfer eine Welle von mindestens 6,2 Metern Höhe bewältigen. Geschwindigkeiten von etwa 80km/h (50mph) sind üblich und bei Wipeouts hüpfen die Körper der Surfer ungefähr so, als wenn du einen Stein über einen flachen See flippst. Leider sind dabei auch schon viele Surfer ums Leben gekommen.

Doch Big Wave Surfing hat an Popularität gewonnen und in unserem Handbuch zum XXL-Surfen zeigen wir die kleineren Elemente für´s rippen auf den größeren Wellen.

Wo man große Wellen findet

Big Wave Surfer fliegen um die ganze Welt. Orte wie Kalifornien, Tahiti und Hawaii sind die wohl bekanntesten. Aber es gibt noch so viele andere XXL-Surf.

Zähme das widerspenstige Tier in Nazaré, Portugal

Nazaré ist aufgrund des Leuchtturms und der Festung aus dem 16. Jahrhundert im Vordergrund leicht erkennbar. Vor dieser Szenerie bricht am prima do Norte die riesen Welle von Nazare, die immer wieder die 100ft. Marke knackt.

Nazaré, die verschlafene Stadt 60 Kilometer nördlich von Peniche, ist 2016 Teil der WSL Big Wave Tour und ist seither weltbekannt. Du musst schon etwas verrückt sein, um diese abgefahrene Welle zu surfen.

Im November 2011 stellte der hawaiianische Garret McNamara einen neuen Rekord auf - 78 Fuß für 24 Sekunden. Rodrigo Koxa hat Garrets Ride im November 2017 um zwei Fuß geschlagen und damit einen neuen Guinness-Weltrekord für die größte Welle, die je gesurft wurde, aufgestellt - 80 Fuß.

Die beste Zeit zum bigwave Surfen ist in Portugal von Oktober bis Februar. Dann feuert der Nordatlantik regelmäßig große Swells Richtung Festland. Aber das ist nicht die Hauptursache für die Wellenhöhe.

Der Nazaré Canyon ist eine unterseeische Schlucht direkt vor der Küste von Nazaré, die als die größte Europas gilt. Mit einer Tiefe von über 5.000 Metern und einer Länge von 230 Kilometern wird das Wasser in großen Mengen an die Stirnwand des Canyons geleitet. Einströmende Gezeiten verstärken die Dünung und so bauen sich die Wellen vor der Küste von Nazaré zu gigantischen Wasserbergen auf. Scary!

Unterkünfte in Peniche, 60km von Nazar:

Kannst du die Surfer sehen?

Belharra, Frankreich - Ein Monster im Baskenland

Mitten in einem Feld aus dunklem Wassers, zwischen Frankreich und Spanien, findet man in Belharra monströse Wellen. Wenn Europa der Big-Wave-Alert losgeht, werden die meisten Ripper dorthin gehen.

Wenn du mit der Geschwindigkeit umgehen kannst, ist der Take-off in Belharra relativ überschaubar. Aber sobald der Peak über sich selbst fällt, sieht man, wie die Schwerkraft die 50 bis 80 Fuß hohen Wände aus Wasser zusammenfallen lässt. Es bricht keine Tube, wie Teahupo'o oder Jaws, aber die schiere Größe dieser Wellen ist erschreckend genug.

Jamie Mitchell kann dir nach einem denkwürdigen Wipeout im Januar 2014 bestimmt eine abgefahrene Geschichte zu erzählen. Damals paddelte er in eine der damals größten Wellen, die jemals gesurft wurden. Der Wipeout brachte ihm eine Nominierung für die Billabong XXL Big Wave Awards.

Unterkünfte im Baskenland:

Ein Mekka für große Wellen vor dem afrikanischen Kontinent, Kanarische Inseln, Spanien

Weniger bekannt in der Surfergemeinde ist ein Biest mit dem Namen La Santa, das auf den Kanarischen Inseln lebt. Der Nordatlantik erzeugt Megawellen, die die Kanarischen Inseln ungebremst treffen.

Die Welle läuft bei allen Swell-Größen - von 2-Fuß bis über 30-Fuß. Sie bricht vielleicht nicht so groß wie die Kollegen in Frankreich und Portugal, aber sie ist trotzdem heavy.

La Santa ist super hohl und wartet mit langen hold-downs auf die wenigen Locals und die nicht so lokalen Big-Wave-Surfer, die sich der Herausforderung stellen.

Unterkünfte in der Nähe:

Willkommen bei Mexican Pipeline, Puerto Escondido, Mexiko

Die größte und krasseste Welle Mittelamerikas geht zweifellos zum berüchtigten Wasserberg Puerto Escondido - liebevoll bekannt als Mexican Pipeline.

Tausende von Meilen ununterbrochener Ozean im Südpazifik sorgen dafür, dass die Swells ungestört an die Küste von Oaxaca, der Heimat von Puerto Escondido, drücken. Perfekte Bedingungen für Porto Escondido.

Die ankommenden Swells sind in der Regel moderat, mit etwa vier bis sechs Fuß. Da kann auch der etwas bessere Surfer sich ein paar Barrels abholen und von sich behaupten, er habe Mexican Pipe gesurft. Aber wenn sich das Swellfenster weiter öffnet und plötzlich die 40ft + Swells anrollen, sind die wenigsten mutig genug, um XXL-Puerto zu surfen.

Dank der einströmenden Gezeiten wird des Swell nochmal verstärkt und produziert so diese weltbekannte Barrel. Die Saison beginnt Ende April und dauert bis Anfang September. Aber in Puerto sieht man das ganze Jahr über epische Wellen und haarsträubende Wipeouts.

Unterkünfte in Puerto Excondido:

Vorsicht: XXL Surfen kann gefährlich sein!

Hold-Downs sind wohl die größten Gefahren beim Big-Wave-Surfen. Two- und Three-Wave Hold-Downs sind üblich und Surfer müssen auf diese anstrengende Zeit unter Wasser vorbereitet sein, ohne zu atmen.

Eine große Welle kann die Surfer 20 bis 50 Fuß unter die Meeresoberfläche drücken, was einen phänomenalen Druck auf die Lunge erzeugt. Und dann kommt ja auch noch der Waschgang dazu. Der ist mit einem Wipeout bei einer 6ft nicht zu vergleichen!

So weit nach unten gedrückt zu werden, bedeutet auch, sich mit dem zu beschäftigen, was darunter liegt. Es gibt viele fiese Felsen und Korallen unter den meisten Big Wave-Setups.

Wenn du dir also vornimmst, Big Wave Surfer zu werden, musst du dich gründlichst mit deiner angepeilten Welle auseinandersetzen. Werde dir klar, wohin du mit deinem Board fahren kannst und welche Ecken du tunlichst vermeiden solltest.

Training für Big Wave Surfen

Beim Big Wave Surfing dreht sich alles um die Vorbereitung.

Der Körper beansprucht über 60 Muskeln, nur für´s aufrecht stehen. Jetzt stell dir mal vor, wieviele Muskeln aktiv sind, wenn du mit einem 8ft Board auf einer Welle surfst, die dein Haus verschlingen könnte?!

Unterwasser-Rock-Running ist nach wie vor sehr beliebt bei den Big-Wave-Athleten. Es sorgt für eine bessere Lungenkapazität, der Rumpf wird gestärkt und die Muskeln aufbaut, die benötigt werden, um dich aufrecht auf deiner Planke zu halten. Aber alles, was zählt, ist, dass du deinen Körper ständig auf die Probe stellst und solide Trainings machst - jeden Tag.

Yoga hilft dem Körper, gelenkig zu bleiben, trägt aber auch zu einer Stärkung des Zwerchfells bei. Yoga trainiert den Körper, die Luft effizienter zu nutzen, was ebenso wichtig ist wie die Vorbereitung auf die langen Hold-Downs.

Denk auch daran, das dir bei einem massiven Wipeout bei hoher Geschwindigkeit viel Luft aus dem Körper gepresst wird. Du solltest also darauf vorbereitet sein längere Zeit mit wenig Luftreserven auszukommen!

Als nächstes kommt die mentale Vorbereitung - und das kann bei weitem die schwierigste sein. Freedive Instructors werden dir sagen, dass es wichtig ist, nicht an die Zeit zu denken, in der du unter Wasser bist. Sobald du darüber nachdenkst, wie lange du schon unter Wasser bist, setzt du deinen Körper unnötigem Stress aus, wodurch sich die Muskeln eher zusammen ziehen und so mehr Sauerstoff verbrauchen. Und Sauerstoff ist da draußen dein bester Freund!

Surfboards für Big Wave Riding

Big Wave Surfer suchen nichts anderes als eine Gun, irgendwo zwischen 6 und 12 Fuß lang. Eine Gun fürs Big Wave Surfen ist dicker als ein normales Shortboard, ist an Rose und Tail aber viel schmaler. Eine schmale Outline erhöht den Rail-to-Rail-Kontakt auf der Welle.

Die Round-Pin-Tail ist ein Muss, da sie es den Surfern ermöglicht, tief in eine riesige Welle zu surfen und um schnelle Turns zu initiieren. Die Robustheit eines langen und schweren Brettes bedeutet, dass es bei choppy Sections gut klar kommt.

Und schließlich braucht der Stick ein starkes Finish, sodass es weniger wahrscheinlich ist, bei einem Wipeout zu brechen.

Shane Dorian fährt eine 11'3" mit einer Dicke von vier Zoll. Es ist doppelt verglast für mehr Gewicht und verwendet Quad-Finnen. Der baskische Surfer Naxto Gonzalez wechselt zwischen einem 10'4", einem 9'6" und einem 7’4“.

Applaus für die Albees und Shanes und Gregs da draußen!

Du hast vielleicht die ganze Ausrüstung, das ganze Wissen und die Luft eines Zeppelins in deinem Zwerchfell, aber wenn du eines der furchterregendsten Produkte im Meer herausfordern willst, brauchst du Cojones wie kein anderer.

Auf die großen Surfer, die bereit sind, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, die Grenzen des Extremsports zu verschieben und uns mit etwas Unglaublichem zu unterhalten.

*tosender Applaus*