Letztes Jahr packte ich meine Sachen und flog nach Portugal zu einem selbst auferlegten Roadtrip-Sabbatical. Der Gedanke, zwei Wochen im Land des guten Essens, der tollen Menschen und der bevorstehenden Garantie, die besten Wellen auf der "Pipeline Europas" zu rippen, hatte mich fest im Griff. Ich wollte in der Zeit, die ich hatte, drei große Spots abklappern. Angefangen bei Peniche (ist eigentlich klar) über Ericeira bis hin zur Algarve.
Ein Surf-Roadtrip durch Portugal
Dass Peniche dabei ist, ist selbstverständlich, denn egal welchen europäischen Surfer du fragst, er wird dir bestätigen, dass Peniche die Surfhauptstadt Portugals ist. Und du planst einen Abstecher in solche eine "Surf City" nicht einfach so nebenher ein, oder?
Ich mietete mir nach der Landung in Lissabon einen kleinen Kombi und machte mich auf den Weg nach Peniche, etwa 100 Kilometer entfernt. In mir kribbelte es schon, als ich nur an die perfekten Beachbreaks dachte. Obwohl ich glaube, dass ich mit extra leichtem Gepäck unterwegs war, sagte mir mein Bauchgefühl, dass ich dennoch zu viel für einen Urlaub im Paradies dabei hatte. Aber hey, eine Jacke unter einem Dutzend Paar Badeshorts und Shirts konnte nicht schaden, richtig?
Peniche - Das Paradies für die Seele
Ich verbrachte vier Tage in Peniche, einen Tag mehr, als ich eigentlich wollte. Meine Tage verbrachte ich damit, die vielen Peaks rund um Peniche auszuchecken. Die Nächte habe ich mit meinen neuen Freunden aus der ganzen Welt durchgelacht.
Ich traf einen Mann aus Südafrika, der seinen Job in der IT-Branche kündigte, um die Welt zu bereisen. Er hat vor einem Jahr in Portugal angefangen und ist nicht weiter gegangen. "Du bleibst einfach nur, Bru", murmelte er eines Nachts bei einem Piri Piri Calamari Abendessen.
Ich liebe Peniche. Es hat diese kranken kleinen Breaks, die auch für Anfänger trotz massiver Walls immer noch surfbar sind. Natürlich habe ich auch Supertubos ausprobiert. Obwohl ich von Freunden vor Boca do Dragao (Dragon's Mouth) gewarnt wurde, habe ich mehr kassiert als gescored. Aber das war es wert!
Ich könnte jetzt auch viel über das Essen berichten, aber es war ein Surftrip und hier ist zuwenig Platz um über die Gaumenfreuden zu berichten, die ich jeden Tag erleben durfte. Ich will nur soviel sagen: Wenn du jemals die Gelegenheit hast, in die Donau Beach Bar zu gehen - do it! Du wirst es nicht bereuen. Frag nach der Breakfast Bowl, wenn du aus dem Wasser kommst.
Widerwillig verließ ich Peniche, nachdem meine vier Tage abgelaufen waren, und machte mich auf den Weg nach Ericeira.
Unsere Favoriten in Peniche:
Ericeira - Das Surf-Mekka
Schon nach ein paar Tagen auf einem Surftrip wie meinem verliert man den Überblick über die Zeit. Donnerstage werden zu Freitagen und Weekend's verschmelzen mit der Woche. Ich bin sicher, dass es etwas mit dem Rhythmus der Wellen zu tun hat. Aber nichts bringt dich besser in die Realität zurück, als der Moment, in dem du eine Legende surfen kannst. Diese Legende heißt Coxos, aber dazu komme ich gleich.
Als ich die Hauptstrecke nach Ericeira hinunter fuhr, versuchte ich, das, was ich erlebte, aufzunehmen. Schöne kleine Häuser entlang der Küste, alle Leute auf den Straßen haben ein wunderbares Lachen im Gesicht und wenn man so vorbeifährt, fühlt man sich automatisch als ein Teil davon.
Ich kam gegen Mittag in meinem Surfcamp an und wie es sich eben gehört, habe ich nur meinen Rucksack auf mein Bett geschmissen und bin schnurstracks Richtung Wasser marschiert. Ich habe mir oft vorgestellt wie ich an einem Tag Ribeira d'Ilhas, Foz do Lizandro und Coxos surfe und nun war es endlich so weit. Und ich kann dir eins verraten:
Es ist eine Million Mal intensiver als man es sich vorstellen mag. Und dadurch ist es ziemlich nervenaufreibend. Bis du dein inneren Schweinehund überwunden hast, hast du so Gedanken wie, dass du evtl. nicht gut genug für die Spots bist. Und du zweifelst vielleicht, wie du dich im Wasser behaupten sollst.
Aber dann paddelst du einfach raus ins Lineup - und es ist Magie pur. Die Sonne steht hoch oben am Himmel und jeder im Wasser erkennt dein breites Grinsen, als du am Peak ankommst. Und du fühlst dich dank des positiven Vibes einfach nur wohl.
Wenn du in Ericeira bist, zählt nicht viel anderes, außer eine gute Zeit zu haben. Ich empfehle dir ebenfalls, dich in ein Surfcamp einzubuchen. Das macht vieles einfacher. Die Hosts können dir Tipps zu den Gezeiten und den Spots geben und du findest sofort Gleichgesinnte, mit denen du eine Wahnsinns-Zeit verbringen wirst.
Unsere Favoriten in Ericeira:
Algarve - das Homeland des Surf
Ich beschloss, den größten Teil meines Portugal-Roadtrips in der Algarve zu verbringen, um die Wellen und Kultur dieses magischen Ortes zu erleben, der mich zum Surfabenteurer machte. Bevor ich losging, überlegte ich mir, woran ich mich erinnern sollte. Was ich alles einpacken müsste. Was es zu sehen gibt, was es zu tun gibt. Ich hab alle Arten von Listen geschrieben und neu geschrieben.
Als ich knapp 4 Stunden später in Faro, der Hauptstadt der Algarve in meinem kleinen Kombi ankam, war ich verblüfft. Ich dachte, ich hätte Portugal gespürt, hätte Portugal gesehen, aber da lag ich wohl falsch. Ich rollte durch die Kopfsteinpflasterstraßen, die schier endlos lang vor mir lagen. Schlussendlich kam ich in der Lodge an und die Sonne kam am späten Nachmittag auch nochmal raus.
Ich kann nicht sagen, warum, aber plötzlich fühlte ich mich mehr denn je von der Seele nach Portugal hingezogen.
Unsere Favoriten in der Algarve:
Portugal bietet Kultur, Essen und Surfen
Ich sah das als Zeichen dafür, dass dieser Teil meines Surftrips mit Kultur und Essen geprägt werden soll. Da musste das Surfen mal etwas zurücktreten. Ich besichtigte Dorfgasthöfe, besuchte die Altstadt und nahm einen Moment in der alten Kathedrale in Anspruch, und schaute sogar in das lokale Museum, das wunderschön in einem 500 Jahre alten Kloster eingerichtet ist.
Ich weiß. Es ist eine verrückte Welt. Aber natürlich war ich auch surfen. Es gibt drei Gebiete an der Algarve, die man mit dem Board erkunden kann. Und ich glaube, ich hab mir komplett die Seele aus dem Leib gesurft. Schließlich wollte ich keine Gelegenheit verpassen, einen Wahnsinns-Ride hinzulegen.
Sagres ist ziemlich gechillt. Hier geht es eigentlich nur ums Surfen. Die Costa Vicentina, ist ein eher ruhiger Ort an der Südküste. Hier brauchst du definitiv ein Auto. Aber es ist ein Paradies für Surf-Anfänger.
Ich habe Portugal völlig im reinen mit mir selbst wieder verlassen. Ich glaube, dass die Wellen gut zum Essen passen. Das einzige, was diese zwei Faktoren übertrifft, sind die unglaublich netten Locals.
Es ist das Land- und Meeresäquivalent der „Seelensuppe“, die übrigens in Portugal tatsächlich erhältlich ist. Sie heißt Caldo Verde („der Wahnsinn nach einer langen Surf-Session) und ist so ziemlich die unglaublichste Suppe, die man je mit jemandem bei einem kalten Bier teilen möchte. Besonders wenn gerade die Sonne untergeht.
Ich habe zwar das Land Portugal verlassen, aber gedanklich bin ich noch immer da und werde definitiv zurückkommen. Até a próxima (bis zum nächsten Mal) Portugal.
Top-Tipps für einen perfekten Surftrip nach Portugal:
- Nimm Lebensmitteltabletten. Das Essen ist super lecker, aber auch super reichhaltig, daher kann es passieren, dass du ein wenig aus der Reihe tanzt, wenn du deinen Magen nicht vorbereitest!
- Kauf dir genug Bier für das Surf Camp. Es gibt doch nichts besseres als mit einem Bier in der Hand in einer Gruppe neuer Leute zu sitzen, und darüber zu reden wie die Wellen heute waren und was die großen Träume von morgen sind
- Nimm auf jeden fall 2 Paar Sonnenbrillen mit. Portugal’s Sonne ist stark und du wirst auf jeden fall eine Sonnenbrille mindestens verlieren
- Denk an die Adapter für die Steckdose.. Denn sonst kannst du ja niemandem deine neuen Tricks auf Instagram zeigen
- Flip Flops. Es sind Steine überall.. also tu deinen Füßen einen gefallen und zieh Flip Flops an
- Eine gute und freundliche Einstellung. Wenn du jetzt noch keine hast, dann wirst du spätestens nach deiner Portugal Reise eine haben