Ah, der bescheidene Baselayer: quasi der schmutzige, verschwitzte Lappen, der die Drecksarbeit deines Schichtensystems erledigt. Völlig unterbewertet und unterschätzt, bekommt er nie so viel Aufmerksamkeit wie die meist auffallende Außenschicht. Und doch ist er ein absolut wichtiges Element deiner Bergkleidung.
Das Baselayer 1 x 1: Finde die richtige Sportunterwäsche
Was ist die Aufgabe des Baselayers?
Der Baselayer liegt direkt an der Haut und hat in erster Linie die Funktion, Schweiß zu regulieren - hier kommt es weniger auf Wärmeisolation an.
Da wir normalerweise bei kalten Temperaturen Skifahren und Snowboarden, haben viele Menschen die Gewohnheit, sich übermäßig warm anzuziehen, um sicherzustellen, dass sie nicht frieren - das hat oftmals die Folge, dass man stark schwitzt. Und leider führt Schwitzen zu Wärmeverlusten, sodass man, sobald man aufhört, sich zu bewegen, anfängt auszukühlen.
Bei Minusgraden ist das nicht ideal und potenziell sehr gefährlich! Hier kommt der Baselayer ins Spiel: er soll den Schweiß vom Körper wegleiten, wo er - bei Verwendung eines geeigneten Schichtsystems - harmlos verdunsten kann.
Heutzutage bestehen die meisten Baselayer entweder aus synthetischen Materialien - typischerweise Polyester oder Polypropylen - oder Merinowolle. Aktuell werden auch Hybriddesigns aus beiden Materialien immer beliebter. Während das finale Ziel gleich bleibt, erreichen beide Materialien es auf etwas unterschiedliche Weise und haben dabei verschiedene Vor- und Nachteile.
Sportunterwäsche aus Synthetik
Viele Outdoor-Bekleidungshersteller haben inzwischen ihre eigenen synthetischen Stoffe, von denen die bekanntesten Helly Hansen's Lifa® und Patagoniens Capilene® sind, obwohl die meisten in Bezug auf die Materialien ziemlich ähnlich sind.
Sie sind in der Regel günstiger als ihre Konkurrenten aus Merino und leiten den Schweiß besser ab. Der Nachteil ist, dass sie oft sehr schnell stinken. Wenn du für mehrere Tage unterwegs bist, solltest du definitiv die ein oder andere Baselayer-Wechselschicht dabei haben.
Wie funktioniert synthetische Thermowäsche?
Synthetische Baselayer regulieren die Feuchtigkeit, indem sie sie von der Haut wegleitet. Ganz ähnlich wie ein angezündeter Kerzendocht, der das Wachs über nach oben zieht.
Dieser Prozess, bei dem die Flüssigkeit über einen faserigen Weg angesaugt wird, wird auch als Kapillarwirkung bezeichnet. Beim Sport mit hoher Aktivität bilden sich Feuchtigkeit und Wärme in der Basisschicht, wodurch ein Temperatur- und Feuchtigkeitsgefälle zwischen der Innenseite und der Außenseite der Kleidung entsteht.
Das ist der Treiber des ganzen Prozesses - die sehr feuchte Luft im Inneren des Kleidungsstücks will sich natürlich ausbreiten und ein „Gleichgewicht“ der Luftfeuchtigkeit herstellen. D.h. sie will in die Umgebung mit geringerer Luftfeuchtigkeit nach außen gelangen. Wenn Schweiß mit dem Kunststoff in Berührung kommt, wird er über die Fasern - ohne absorbiert zu werden - und durch winzige Löcher in der Webart nach außen gezogen, wo er verdunsten kann, ohne den Körper zu kühlen.
Aufgrund der Fähigkeit, Feuchtigkeit besser zu handhaben, bleiben synthetische Schichten die erste Wahl für Hochleistungsaktivitäten wie Skitouren gehen, auch wenn sie eher für Tages-Trips geeignet sind. Sie haben im Allgemeinen sehr hohen Tragekomfort und trocknen viel schneller als Wolle. So bleibst du auch bei starkem Schwitzen immer angenehm frisch.
Vor- und Nachteile von Merino-Wäsche
Merino ist seit einigen Jahren eines der Schlagworte in der Outdoor-Branche und das aus gutem Grund. Diese fast zu gute Naturfaser ist ideal für die unteren Lagen: Merino reguliert die Feuchtigkeit sehr gut, bleibt bei Nässe warm und kann den Schweiß, der sich über WOCHEN ansammelt, buchstäblich aufnehmen, bevor sie anfängt zu riechen und gewaschen werden muss.
Die Nachteile
Die Nachteile sind, dass es typischerweise teurer ist als synthetische Kleidung, nicht ganz so gut mit Feuchtigkeit zurechtkommt, länger zum Trocknen braucht und weniger haltbar ist. Billigeres, minderwertiges Merino tendiert dazu, auf der Haut zu jucken - hier bekommst du, wofür du bezahlst.
Technisch gesehen leitet Merino den Schweiß nicht wirklich ab, obwohl das Endergebnis das Gleiche ist. Anstatt Feuchtigkeit über Fasern und durch winzige Lücken in der Webart nach außen zu transportieren, absorbieren Merinofasern die Feuchtigkeit tatsächlich. Der innere Kern oder Kortex einer Merinofaser ist in der Lage, über 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufzunehmen, die dann durch den gleichen oben beschriebenen Feuchtigkeitsgradienten nach außen gezogen wird, wo sie verdunsten kann.
Der Nachteil der enormen Wasseraufnahmefähigkeit von Merino ist, dass es, im Vergleich zu synthetischen Fasern, länger dauert, bis sie wieder trocken ist. Daher kann sie sich in gesättigtem Zustand auch unangenehm anfühlen.
Die Vorteile
Normalerweise sagt man, dass Materialien, die so viel Feuchtigkeit aufnehmen - wie Baumwolle - schlecht für Baselayer sind. Aber Merino hat einen Trick im Ärmel. Die Außenseiten der Wollfasern sind mit einer wachsartigen Substanz namens Lanolin beschichtet, die wasserfest ist. Da diese hydrophobe Schicht der Teil ist, der deine Haut berührt, wird das Gefühl von Feuchtigkeit stark reduziert, auch wenn das Kleidungsstück schon vollgesogen ist. Die gleiche Schicht ist auch dafür verantwortlich, dass man Wollbekleidung bei leichten Regen trocken schütteln kann.
Merinowolle hat den zusätzlichen Vorteil, dass sie auch im nassen Zustand ihre Isolationseigenschaften behält - und durch die Wasseraufnahme sogar Wärme erzeugt.
Durch das Zusammenspiel von Wasserstoffbindungen wird Feuchtigkeit in einer reversiblen chemischen Reaktion in die Wollfasern aufgenommen. Sobald Wasser aufgenommen wird, wird Wärme erzeugt und wird, gibt sie wieder ab, sobald die Feuchtigkeit abgegeben wird.
Diese "Magie" wird als "Sorptionswärme" bezeichnet. Sie ermöglicht es Wollbekleidung, dem Träger in wechselnden Umgebungen als "Puffer" zu dienen: In kalten Klimazonen ist die relative Luftfeuchtigkeit im Freien typischerweise höher als im Innenbereich, sodass ein Merinobekleidungsstück, das an die trockenere Umgebung in Innenräumen "konditioniert" ist, sofort Wärme produziert, da es Feuchtigkeit absorbiert, wenn du nach draußen gehst.
Dieser Prozess startet typischerweise innerhalb von zwei bis fünf Minuten und verlangsamt sich, wenn der Feuchtigkeitsgehalt der Wolle mit der höheren relativen Luftfeuchtigkeit der neuen Umgebung ins Gleichgewicht kommt.
Wann eignet sich Wäsche aus Merinowolle?
Merino eignet sich am besten für Aktivitäten mit geringerer Intensität bei kaltem Wetter und aufgrund seiner Geruchsbeständigkeit für längere Reisen, bei denen du nicht jeden Tag einen frischen Baselayer brauchst.
Deine Freunde werden es dir danken, dass du auf einem längeren Ski-Boattrip oder auch im Zelt einen Merinobaselayer getragen hast! Merino ist aber auch weniger langlebig als synthetische Kunststoffe und erfordert mehr Sorgfalt beim Waschen und Trocknen, außerdem ist es in der Regel teurer.
Hybridwäsche aus Synthetik und Merinowolle
Viele Marken verwenden heute eine Kombination aus synthetischen und Merinofasern, um Hybridbekleidung herzustellen. Diese Teile kombinieren die besten Eigenschaften beider Materialien, um so hervorragende Baselayer zu konzipieren.
Sie sind typischerweise geruchsbeständig und isolieren viel besser als synthetische Bekleidung (wenn auch nicht ganz so gut wie reine Merinowolle), regulieren Feuchtigkeit besser und sind langlebiger als reine Merinowolle.
Welchen Baselayer solltest du wann verwenden?
Wie entscheidest du dich angesichts der Unterschiede in Technologie und Materialien für einen Baselayer? Im Grunde hängt alles davon ab, was du tust und wo auf der Welt du bist.
Eine Spätsommer-Skitour auf Firn-Schnee in den Alpen stellt ganz andere Anforderungen an Körper und Ausrüstung, als wenn du in Hokkaido im Resort unterwegs bist. Wie viel Schweiß muss absorbiert werden? Gehst du abends zurück in eine Unterkunft, wo du dich umziehen kannst und mehr Schichten für die nächsten Tage hast? Oder wirst du eine Woche lang auf einem Gletscher in Alaska campen, wo du aus Platzgründen nicht mehr Baselayer mitnehmen kannst?
Warmes Wetter und hohe Leistung:
Helly Hansen Dry - Wahrscheinlich die Ikone in der Outdoor-Sportbekleidung; wenn du jemals irgendwo in der Nähe eines Berges, Flusses oder Bikeparks warst, dann hast du wahrscheinlich jemanden mit den berühmten HH gestreiften Ärmeln gesehen. Hergestellt in einer offenen Mesh-Konstruktion aus Helly's Lifa® - einer wasserabweisenden Polypropylen-Gewebezusammensetzung.
Die Dry-Serie ist atmungsaktiv und transportiert Schweiß besser nach außen, als alles andere auf dem Markt. Das einzigartige Herstellungsverfahren von HH erzeugt eine viel glattere Faser als alles, was du in anderen synthetischen Baselayer-Schichten finden wirst.
Neben dem besseren Tragegefühl bietet eine glattere Faser unangenehm riechende Bakterien weitaus weniger Versteckmöglichkeiten, sodass Lifa im Gegensatz zu einigen billigeren Alternativen nach dem Waschen nicht mehr unangenehm riecht. Zumindest so gut wie. Wenn du weißt, dass du stark schwitzen wirst, ist HH Dry das, was du tragen willst, um die Feuchtigkeit von deiner Haut wegzubewegen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass es günstig und extrem langlebig ist! Nachteil? Wenn du Mitgefühl mit deinen Mitmenschen hast, wirst du es viel waschen müssen.
Passform: Tight! Diese Teile kommen in einer sehr schlanken, athletischen Passform und fallen etwas kleiner aus, als man es von andere Marken gewohnt ist; Vielleicht solltest du eine Nummer größer nehmen als normal.
Kaltwetter, wenig Ausstoß, lange Trips:
Icebreaker Oasis - hergestellt aus der luxuriösen Bodyfit 200 Merinowolle, ist diese Linie unglaublich bequem auf der Haut, ohne auch nur einen Hauch von Juckreiz zu spüren, was bei minderwertigen Oasisy Merinos oftmals der Fall ist. Diese Teile können buchstäblich wochenlang getragen werden, ohne unangenehm zu riechen.
Zudem macht diese Faser eine richtig gute Arbeit bei der Regulierung der Körpertemperatur. Wenn du bei kalten Temperaturen im Sessellift sitzt oder mehrere Tage eine Tour gehst, werden dir deine Kollegen und du dir selbst enorm dankbar sein, dass du den Icebreaker Basis trägst.
Darüber hinaus ist Icebreaker eine der umweltfreundlichsten Marken überhaupt - die Wolle stammt ausschließlich von Schafen, die durch nachhaltige und tierfreundliche Methoden in den neuseeländischen Südalpen gehalten werden.
Mit der Barcode-Funktion kannst du sogar die Wolle rückverfolgen, aus der deine Kleidungsstücke hergestellt wurden. Bis zu dem Bauernhof, von dem sie stammen! Wenn du warm bleiben, gut riechen und gleichzeitig etwas für die Umwelt tun willst, bist du hier goldrichtig!
Passform: Gemütlich. Die Größe ist etwas großzügiger und treffender als bei HH, aber die Oasis-Linie ist immer noch darauf ausgelegt, sich eng an den Körper anzupassen. Dadurch wird das Feuchtigkeitsmanagement und die Isoliereigenschaften maximiert. Aber wenn du Zweifel hast, welche Größe du nehmen sollst, würde ich immer noch eine Nummer größer nehmen.
Alle Bedingungen, immer und überall:
Helly Hansen Warm Ice - Eine ausgezeichnete und äußerst vielseitige Serie. Die HH Warm Freeze Linie kombiniert das Beste aus Merino- und Kunstfasern zu einer wirklich großartigen Baselayer-Schicht.
Mit einem Interieur aus Helly's eigener Lifa®Membran - möglicherweise die beste Schweißmembran, die es gibt - und einer Außenhülle aus quality HH Women's Warm Ice Merinowolle, halten dich diese Teile den ganzen Tag über warm, trocken und sind auch noch bequem.
Neben der Abführung von Schweiß von der Haut tragen die synthetischen Fasern dazu bei, die Struktur und Haltbarkeit zu erhalten, sind extrem hydrophob und sorgen dafür, dass das Material auf der Haut immer trocken ist.
Die Merino verleiht ein angenehmes, weiches, luxuriöses Gefühl sowie ein wenig Isolierung (die auch bei Feuchtigkeit noch funktioniert) und hilft, diesen schwitzigen Geruch zu verhindern. Es ist nicht ganz so geruchsneutral wie reines Merino, aber du kannst ein Teil trotzdem 5+ Tage tragen, ohne dass du unangenehm auffällst. Die Warm Ice Line hat auch einen verbesserten Feuchtigkeitsabtransport, indem es aktiv Feuchtigkeit durch das Lifa®-Netz saugt.
Die HH Warm Ice Line ist eine hervorragende Baselayerschicht für jede Aktivität und ideal für längere Reisen und Trips, auf die du nicht viel Gepäck mitnehmen kannst.
Passform: Die HH Warm Serie wurde entwickelt, um direkt auf der Haut zu sitzen und ist wieder eng anliegend. Das maximiert wiederum den Feuchtigkeitstransport. Auch hier empfehle ich dir lieber eine Nummer größer als gewöhnlich zu nehmen.
Extreme Kälte und Standalone Layer:
Sweet Protection Saviour - Die Sweet Protection Saviour Serie ist eine meiner absolut beliebtesten Tech-Bekleidungslinien aller Zeiten - ich benutze sie zum Skifahren im Winter und zum Kajakfahren auf Gletscherschmelzwasser im Sommer.
Hergestellt aus vierfachem, elastischem, einseitig gebürstetem Fleece, sind sie sehr angenehm auf der Haut, transportieren den Schweiß schnell ab und sind sehr atmungsaktiv.
Im Gegensatz zu den meisten synthetischen Teilen kannst du sie auch normalerweise 2-3 Tage in Folge anziehen, bevor sie zu riechen beginnen. Sofern du sie bei entsprechenden Temperaturen verwendest.
Ich mag auch sehr, wie vielseitig sie sind: Ich trage sie als Singlelayer unter meiner Shell-Jacke (und Hose). Wenn es wirklich richtig kalt wird, ziehe ich mir noch einen Midlayer an. Das wirklich faszinierende an diesen feinen Kleidungsstücken ist aber, dass man dank der einigermaßen winddichten Außenseite bequem Skitouren gehen kann, ohne eine Shelljacke darüber zu ziehen - vorausgesetzt die Bedingungen sind dementsprechend.
Erhältlich in getrennten Ober- und Unterteilen oder als einteiliger Anzug, bevorzuge ich die Flexibilität der einzelnen Teile - und es macht den Toilettengang einfacher!
Passform: Die Sweet Saviour Serie, die einigermaßen eng und formgerecht, aber nicht super eng anliegt, leistet gute Arbeit und sieht gleichzeitig cool an der Bar aus. Die Oberteile sind ziemlich lang, was den unteren Rücken warm hält, während die Hose knapp unter dem Knie abgeschnitten ist - was clever ist, da so keine Falten entstehen können, die in den Skischuhen reiben.